ROMANO: Die Mauer

Ich habe 12 Jahre lang im Ostteil Berlin mit der Mauer gelebt. Auf unserem Stadtplan war hinter der Grenze Schluss, also eine leere Fläche. Ich konnte nicht sehen was da im Westen los ist. Oft stand ich auf dem S-Bhf Plänterwald, denn man konnte von dort nach Neukölln reingucken. Also nach Westberlin! Ich dachte mir immer, krass wie werden die dort leben. Ich wusste damals auch, dass die Mauer sehr stark bewacht wird. Sie bestand nämlich nicht nur aus den bunt bemalten Mauerteilen, die man aus Fernseh- und Berlinbesuchen kennt, sondern sie war ein perfides System aus Beobachtungstürmen, Signaldrahtzäunen, Hundelaufanlagen und Fahrzeugsperren. Deshalb wurden unter der Mauer auch immer wieder Tunnel gebaut. Es war echt kein Spaziergang, Fluchtversuche endeten oft tödlich! Die DDR nannte es den „Antifaschistischen Schutzwall“. Die Amis waren die Bösen, die Sowjets unsere Freunde. Ich hatte Verwandtschaft im Westen, die ich nur von Bildern kannte. Ab und zu bekamen wir auch Pakete. Was da alles drin war, gebrauchte Adidas Schuhe, Duplo Schokoriegel und Matchbox Autos. Man hab ich gestaunt. Bei uns musstest Du ewig anstehen, wenn es mal Bananen, Spargel oder Orangen gab. Und Luxusartikel waren unbezahlbar oder Du hattest Kontakte. Meine Schwester Sonja und mein Freund Eric hatten Mitte der 80er Jahre Ausreiseanträge gestellt und sind dann auch rüber nach Westberlin. Daraufhin bekamen wir öfter von der Stasi Besuch. Ich glaube die hatten Angst, dass ihnen immer mehr Bürger abhauen. Ist ja dann auch passiert, bei der großen Fluchtwelle 1989. Für mich kam die Wende zu einer perfekten Zeit. Ich brauchte im Osten nicht mehr zur Armee und konnte den kreativen Umbruch in Berlin miterleben. Zwischen Pioniertuch und Coca Cola.

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Märkisches Museum

Aufgrund der derzeitigen Umstände laden wir Sie herzlich ein, die Dauerausstellung BerlinZEIT auf digitalem Weg zu erkunden. Im Märkischen Museum präsentiert das Stadtmuseum Berlin wechselnde Ausstellungen zur Geschichte, zur Kultur und zum Alltag der Stadt. Bürgerliches Engagement hatte bereits 1874 zur Gründung des Märkischen Provinzialmuseums geführt. Für dessen wachsende Sammlungen entstand zwischen 1899 und 1908 ein nach damaligem Verständnis hochmodernes Museum – das erste speziell als Stadtmuseum konzipierte Gebäude der Welt.