Die Universitätsbibliothek ist eines der Aushängeschilder der Leuvener Innenstadt. Entworfen wurde sie von dem amerikanischen Architekten Whitney Warren, der ebenfalls Central Station in New York geplant hat. Für den Baustil der Bibliothek fand Warren seine Inspiration in der Renaissance der Niederlande, weshalb man auch von Neurenaissance spricht. Charakteristisch für diese Stilrichtung ist das sogenannte „Specklagen“-Mauerwerk, bei dem sich cremefarbener Sand- und roter Ziegelstein abwechseln. Die Universitätsbibliothek wurde von Anfang an auch als Denkmal an den Ersten Weltkrieg geplant. Die Bildhauerarbeiten und Reliefs in der Fassade erinnern an die Kriegsgräuel im August 1914 und an die Solidarität der Verbündeten während der Kriegsjahre und des Wiederaufbaus. Betrachten wir die Fassade jetzt genauer. Wir fangen auf der obersten Ebene an. An der Spitze des mittleren Giebels befindet sich ein Tiefrelief, das den Brand der alten Universitätshalle im Jahre 1914 darstellt. Unterhalb erscheint das Stadtwappen von Leuven. Auf der darunter liegende Ebene durchbohrt die Madonna mit Helm und Rüstung den preußischen Adler mit ihrem Schwert. Sie verkörpert den Sieg der Verbündeten. An ihrer Seite befinden sich der Heilige Joris mit dem Drachen und der Heilige Michael mit dem Teufel: ein englischer und ein französischer Drachentöter, die beide den Sieg des Guten über das Böse symbolisieren. Der Platz über den drei Balkonen in der Mitte der Fassade wird von einer Büste des damaligen Königs Albert I., einer Büste seiner Frau, Königin Elisabeth, rechts, und des Kronprinzen Leopold, links, eingenommen. Sie verkörpern hier den belgischen Patriotismus. Interessant sind auch die Tierfiguren an den Treppengiebeln an den Gebäudeseiten: Sie stellen die Verbündeten während des Krieges dar. Sicher erkennen Sie den US-amerikanischen Adler, die römische Wölfin für Italien, den Löwen für Belgien, das Einhorn für Schottland, den Foo-Löwen für Japan, den serbischen Adler, den russischen Bären und den portugiesischen Drachen. Über der Bibliothek ragt der Glockenturm heraus. Schauen Sie sich diesen Turm genauer an und merken Sie sich so viele Einzelheiten wie möglich. Drinnen erfahren Sie gleich mehr über diesen Glockenturm.

Kehren Sie jetzt zur Bibliothek zurück und betreten Sie diese durch die automatischen Türen. Biegen Sie links in die Galerie ab. Am Ende der Galerie ist eine Maquette des Turms ausgestellt. Dort befindet sich die nächste Haltestelle dieses Rundgangs.

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